Tagung

DER ARBEITSGEMEINSCHAFT HUMANE SEXUALITÄT (AHS)

ZUM THEMA
LITERATUR FÜR MINDERHEITEN – BLICKEN ÜBER DEN TELLERRAND

IM NOVEMBER 2012 in KÖLN

Die erste Lesung (anonym) begann mit einem Galopp durch die Geschichte: Knabenliebe in Gedichten berühmter Männer aus 2000 Jahren. Wobei wir nicht wissen können, was Phantasie und was Wirklichkeit, ob Junge oder junger Mann  – gerade das macht die grenzüberschreitende Kraft aus in Kunst und Literatur. Die zweite Lesung (anonym, eigene Gedichte) erweiterte den Blick in Richtung Gesellschaft. In der Reimtradition von Kurt Tucholsky und Erich Kästner wurden Spießertum, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit auf die Schippe genommen.

Nach der Mittagspause dann die Vorstellung des Buchprojekts „Pädophilie. Wissenschaft – Ethik – Gesellschaft“ durch Rosa von Zehnle vom 175er Verlag. Alle Aspekte der Pädophilie in Gesellschaft, Rechtsprechung, Kultur und Naturwissenschaften auf dem neuesten Stand zu präsentieren, ohne auf die liebgewordenen Klassiker dieses Themas ganz zu verzichten, das ist ein Mammutprojekt – das Lebenswerk eines Autors mit dem Pseudonym Mark Norlik. Da das Werk bereits auf 1500 Seiten angewachsen ist und durch Aufnahme weiterer Abbildungen und Quellen noch wächst, wird als erstes ein Vorab-Info-Druck angeboten, der das Inhaltsverzeichnis sowie Leseproben aus fast allen Kapiteln enthält. Weitere Bände werden folgen. Der Einband zeigt zwei charakteristische Bildleisten: Pioniere der Sexualwissenschaft – und berühmte Persönlichkeiten, die in der einen oder anderen Form pädophile Empfindungen bekundet haben. Die Personenwahl beweist, dass das Werk auch die (bei der Tagung kaum erwähnte) Mädchenliebe ausführlich würdigen wird.

Zum Abschluss las Reinhard Knoppka (Autor und Verleger des Trotz-Verlags in einer Person) aus „Wucherungen I – Heimjunge und Gottesmann“. Dieser Roman über eine Kindheit in einem katholischen Heim erweitert den Blick noch einmal in eine andere Richtung. Liebevolle, einvernehmliche Beziehungen frei von Gewalt sind das gemeinsame Bekenntnis der Autoren und Organisatoren dieser Literaturtagung. Trotzdem bewundert der Junge im Roman einen dominierenden, potenziell gewalttätigen Freund. Lustloses Gehorchen haben Kinder oft genug lernen müssen – aber groß ist die gesellschaftliche Empörung, wenn sie das Gelernte nun anwenden, indem sie jemandem lustvoll gehorchen!

Diese Veranstaltung könnte mehr gewesen sein als nur die Vorstellung von ein paar Büchern. Sie könnte ein Meilenstein sein. Freudige, dankbare Mails erreichten danachdie Veranstalter. Der 175er Verlag möchte die seit einigen Jahrzehnten vorherrschende künstliche Trennung zwischen schwuler und pädophiler Thematik wieder überwinden. Sein neues Magazin URANOS (ab 2013) ist für mehrere Minderheiten offen. So mancher Tagungsgast zog bereits verstohlen ein paar Papierblätter aus der Tasche, um sich an den Verleger heranzupirschen…. Weiteres unter www.175er-verlag.de

Und was hat das mit der AHS zu tun?

Die AHS fördert Literatur für sexuelle Minderheiten. Sie hat aber auch für sich selbst einen „Anschub“ bekommen durch die Begegnung mit den Autoren. Ab 2013 möchte der Verein wieder mehr Informationen auf dieser Seite anbieten. Die Informationen sollen sorgfältig ausgewählt werden. (Mit der Schnelllebigkeit anderer Netzaktivitäten kann und will die AHS nicht konkurrieren.)

M.B.