Gruppenleiterworkshop der AHS in Mainz

Am 4./5. Juni 2000 hat die AHS in Mainz einen Workshop für Leiter von Selbsthilfegruppen unter Leitung eines erfahrenen Sozialpädagogen durchgeführt. Um den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, sich besser kennenzulernen und in Kommunikation zu treten, tauschten zu Beginn des Workshops jeweils zwei Teilnehmer Informationen über sich aus, um sich später gegenseitig den anderen vorzustellen. Anschließend wurden die Teilnehmer einleitend um eine Selbsteinschätzung gebeten, wieweit sie bereits mit der Thematik der Selbsthilfegruppen vertraut sind.

In einem Einführungsvortrag schilderte der Workshopleiter die nach seiner Meinung wichtigsten Leitlinien für Selbsthilfegruppen. Ein wichtiges Ziel dieser Gruppen ist die Förderung der psychischen Gesundheit der Teilnehmer, u.a. durch Selbstakzeptanz. Gearbeitet wird dabei in Kleingruppen. Eine Gruppengröße von mehr als 12 Personen ist als kritisch zu bewerten, weil dann der Einzelne nicht mehr ausreichend Gelegenheit hat, am Gruppengespräch teilzunehmen. In einem solchen Fall ist daher eine Gruppenteilung oder die Gründung einer weiteren Gruppe zu empfehlen. Im letzteren Fall wird die volle Gruppe für weitere Mitglieder geschlossen.

Die Selbsthilfegruppe sollte kein fest vorgegebenes Programm haben, sondern ihre Inhalte möglichst an den aktuellen Bedürfnissen der Teilnehmer ausrichten.

Ein fester Gruppenleiter (der auch selbst stets anwesend ist) ist für die Stabilität einer Selbsthilfegruppe sehr wichtig. Die Gruppenabende sollten immer mit einer Gesprächsleitung durchgeführt werden. Der Gesprächsleiter hat dabei auf die Einhaltung der Gruppen- und Gesprächsregeln zu achten.

Um dem Gruppentreffen einen festen Rahmen zu geben, empfiehlt es sich, den Beginn und das Ende des offiziellen Treffens besonders deutlich zu machen. Hierzu eignet sich zu Beginn ein „Gruppenblitzlicht“, d.h. dass jeder Teilnehmer ganz kurz etwas sagt über seine derzeitige Befindlichkeit und darüber, was ihn zur Zeit gedanklich besonders beschäftigt.

Zum Ende der Gruppensitzung kann der Gesprächsleiter einen kurzen nachdenklichen Text vorlesen, über den sich die Teilnehmer Gedanken machen können.

Im Weiteren wurde dann auf die Besonderheiten eingegangen, auf die bei der Arbeit in pädophilen Selbsthilfegruppen zu achten ist. Auch hier gelten zunächst diejenigen Grundsätze, die allgemein bei der Selbsthilfearbeit zu beachten sind. Dies sind insbesondere strikte Einhaltung der Legalität, gegenseitige Wertschätzung, regelmäßige Teilnahme, demokratische Struktur sowie Verschwiegenheit nach außen. Als besonderes Problem wurde dann über die mit einer Gruppengründung verbundenen Probleme, insbesondere der Bekanntmachung der Gruppe unter Betroffenen, diskutiert. Es wurde dabei deutlich, dass das derzeit beste Medium, auf die Gruppe aufmerksam zu machen, das Internet ist. Daher sollte jede Gruppe neben einem Briefpostfach auch unbedingt über eine E-Mail-Adresse verfügen. Beim ersten Treffen empfiehlt sich ein vorsichtiger Einstieg in die Thematik, um die neuen Teilnehmer nicht zu überlasten und damit zu verschrecken. Denkbar ist etwa, dass beim ersten Treffen erst mehr allgemeine Themen besprochen werden, um sich kennenzulernen und erst in späteren Treffen auf die mit der sexuellen Neigung verbundenen Schwierigkeiten eingegangen wird. Aber auch hier gibt es  kein Patentrezept, es ist sich stets nach den Bedürfnissen und Vorkenntnissen der Teilnehmer zu richten.

Abschließend kamen die Teilnehmer zu dem Schluss, dass ein solcher Austausch über Selbsthilfegruppenerfahrungen sehr hilfreich war und – evtl. zu speziellen Problemen der Gruppenarbeit – wiederholt werden sollte.